Leitidee
Zentrales Gestaltungsmotiv ist die konsequente Sichtbarmachung der unterschiedlichen Konstruktionsweisen Massivbau und Holzbau und damit auch die Verdeutlichung von Alt- und Neubau. Massivbauflächen werden mit großflächigen, massiv anmutenden Verkleidungen versehen, Holzbauflächen mit kleinteiligen, modular anmutenden Oberflächen.
Funktionales Konzept
Altbau - Die Gewerbeflächen in den Obergeschossen des Altbaus werden von allen nichttragenden Bauteilen befreit. Anschließend können je nach Mieteranspruch 1-3 Einheiten pro Geschoss realisiert werden.
Im Erdgeschoss wird ein großzügiger zentraler Treppenhauszugang von der Turmstraße vorgeschlagen. Durch die Teilung der Flächen lassen sich bedarfsgemäß 2-7 Gewerbeeinheiten im EG unterbringen.
Neubau - Im Erdgeschoss des Neubaus können 1-2 großzügige Gewerbeeinheiten angeboten werden. Außerdem finden das Treppenhaus, ein großer Fahrrad-Abstellraum, der Müllraum und der Traforaum Platz.
In den Obergeschossen werden durchgehend Wohnungen unterschiedlichen Zuschnitts angeboten. Die seitlichen, familienfreundlichen Wohnungen können straßen-hofseitig durchlüftet werden. Durch die klare Struktur von Schotten und Strängen kann der Wohnungsspiegel jederzeit bedarfsgemäß angepasst werden.
Erschließungskonzept
Der Hof wird durch eine KfZ-Zufahrt von der Wilhelmshavener Straße erschlossen. Die geforderten Stellplätze werden in einem geschlossenen Park-Paternoster an der rückseitigen Brandwand der Bredowstraße 2 angeordnet. Dadurch ist der Verzicht auf eine monofunktionale, flächenintensive und aufgrund ihrer Konstruktion CO2-negative Tiefgarage möglich. Durch die einfache Möglichkeit des (materialreinen) Rückbaus kann flexibel auf sich ändernde Stellplatz-Anforderungen reagiert werden, ohne wasserdichte Massivbauteile (Tiefgarage) abreißen zu müssen.
Freiraumplanerisches Konzept
Der Verzicht auf die Tiefgarage ermöglicht die maximale Entsiegelung der nicht überbauten Hoffläche. Dadurch wird dem Schwammstadt-Konzept in größtmöglicher Weise Rechnung getragen und die Begrünung des Hofs senkt die örtlichen Temperaturen.
Nachhaltigkeit/ Klimaneutralität/ Life Cycle
Die kompakte Kubatur von Aufstockung und Neubau schaffen ein vorteilhaftes Verhältnis von Hüllfläche zu umbautem Raum. Moderate Deckenspannweiten ermöglichen den Einsatz schlanker, wenig materialintensiver Bauteile.
Im Altbau werden Gebäudekonstruktion und -erschließung vollständig erhalten. Bauteile, die den heutigen bauphysikalischen Anforderungen nicht mehr entsprechen (Fassade) werden sortenrein zurückgebaut und durch neue Bauteile ersetzt.
Der Einsatz von Holz- und Naturbaustoffen ist weiterer Grundpfeiler der Nachhaltigkeits-Konzeption. Zudem kommen Baustoffe mit reduziertem CO2-Bedarf (z.B. Anhydritestrich anstelle Zementestrich, Silikatfarben, …) zum Einsatz.
Die klare Gebäudestruktur des Neubaus (Schottenstruktur mit gleichen Jochweiten, haustechnische Kerne konzentriert) lässt Grundrissänderungen bei geänderten Nutzungsanforderungen leicht zu. Es lassen sich - auch geschossweise - Änderungen zu kleineren (Mikro-Appartements, studentisches Einzelwohnen) und größeren Einheiten (Wohngruppenkonzepte, gewerbliche Nutzung) unkompliziert umsetzen.
Energiekonzept
Die Grundlast der Wärmeversorgung wird durch Geothermie + Wärmepumpe getragen. Das örtliche Geothermiepotenzial (35-40W/qm Entzugsleistung laut Geothermieatlas Berlin) ist dafür gut geeignet. Aus der Hoffläche können bei 17 Sonden rund 64 kW Heizlast gedeckt werden, die wiederum gut 2.000 qm beheizte Fläche monovalent versorgen könnte.
Die anliegende Fernwärme wird für die Spitzenlast genutzt. Deshalb kann die Wärmepumpe sehr wirtschaftlich ausgelegt werden, ohne Lastspitzen auffangen zu müssen. So können rund 2/3 der jährlichen Heizenergie über Erdwärme gewonnen werden, 1/3 müsste über die Fernwärme generiert werden.
Eine Gebäudekühlung (Gewerbeflächen, Arztpraxen) ist durch das vorgeschlagene Konzept günstig verfügbar, weil die Wärmetauscher auch reversibel eingesetzt werden können und die Einbringung von Wärme ins Erdreich die potenziell entziehbare Wärmeenergie in der Heizperiode erhöht.
Der Wettbewerbsbeitrag wurde in Bezug auf seine technische, funktionale und ökologische Durcharbeitung gelobt, jedoch nicht zur Ausführung empfohlen.